Augsburger Details III Türen der Philippine-Welser-Straße

geheimtipp Augsburg Altstadt

Manchmal sind wir gefangen in einem Tunnel des Alltags, der uns nicht nach links und nicht nach rechts sehen lässt. Was passiert und passierte um mich herum in meiner Fuggerstadt? Dieses nur natürliche Interesse an Dingen und Geschehnissen, geht uns in der heutigen schnelllebigen Zeit leider etwas abhanden. Aber dafür habt ihr ja uns: Wir haben euch die Augsburger Monster vorgestellt und die Augsburger Maßeinheiten näher gebracht. Und auch dieses Mal haben wir kleine aber sehr feine Details über Augsburg für euch raus gekramt, die ihr so wahrscheinlich niemals mehr erfahren hättet. 

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Die meisten Häuser an der Philippine-Welser-Straße stammen noch aus dem 16. Jahrhundert und wurden im Zweiten Weltkrieg nicht allzu stark zerstört.

Stellt euch einmal an das Fuggerdenkmal und dreht euch im Kreis. Der Fuggerplatz und die Philippine-Welser-Straße wurden im Zweiten Weltkrieg nicht so stark zerstört. Die meisten Häuser stammen noch aus dem 16. Jahrhundert und wurden später immer und immer wieder umgebaut. 

geheimtipp Augsburg Altstadt – ©Privatsammlung: Gregor Nagler
© Privatsammlung: Gregor Nagler
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Die Portale zu Augsburg

Fast alle von ihnen wurden bis ins 19. Jahrhundert hinein von Kaufleuten oder Bankiers bewohnt. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Es gibt keine Haustüren, sondern Portale, durch die auch eine Kutsche passte. 

geheimtipp Augsburg Altstadt – ©Privatsammlung: Gregor Nagler
Zeichnungen vom Architekten C. Ellenberger und Teil seiner Mappe "Alt-Augsburger Haustüren und Haustore".
© Privatsammlung: Gregor Nagler

Wenn jedoch Besuch zu Fuß kam, konnten auch nur die in die meisten Portale eingeschriebenen Türflügel geöffnet werden. Die Kanten der Portale und Türen waren durch geschmiedete Beschläge (Schlagleisten) verstärkt. Manche dieser Tore halten nun schon über 300 Jahre; und wir meinen, Nachhaltigkeit erfunden zu haben?

Der etwas andere Blickwinkel

Augsburg war um 1900 so berühmt für seine Holzportale mit den darüber liegenden kunstvoll vergitterten Oberlichtern, dass der Architekt C. Ellenberger eine Mappe mit Zeichnungen publizierte. Blicken wir also einmal nicht in die Schaufenster, sondern auf die Türen an der Philippine-Welser-Straße. 

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Beim Haus Nr. 20 ist die mittlere, blütenbesetzte Schlagleiste besonders schön.

Da wären die beiden Portale an dem großen Haus mit der Nummer 28, in dem im 18. Jahrhundert die Familie Köpf wohnte. Im Oberlichtgitter könnte man die Initialen CGK für Christian Georg Köpf entziffern, hätte man genau dort nicht zielgerichtet brachial eine Werbeschrift angebracht. 

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Am großen Haus Nr. 28 könnt ihr, im Oberlichtgitter, die Initialen CGK für Christian Georg Köpf entziffern.
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Im großen Haus mit der Nummer 28 wohnte, im 18. Jahrhundert, die Familie Köpf.

Türen und Tore waren Visitenkarten, Initialen dezente Hinweise auf die Bewohner. Die Tore von 1739 sind architektonisch gerahmt und weisen für Augsburg typische Sternmuster auf. Genau im Zentrum jedes Sternes liegt der angenehm gewölbte Türgriff in Blütenform. Es ist wie eine Aufforderung, den Knauf zu ergreifen und einzutreten. 

Architektur die entzückt

Nicht minder schön ist das Portal des heutigen Maximilianmuseums (Fuggerplatz 1), das ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt, aber in einem Rahmen des 16. Jahrhunderts sitzt. Die geometrische Musterung der Holzflügel ist noch extravaganter, rahmt aber wiederum einen, hier goldenen Türknauf. Seitlich des Portals gibt es einen Klingelzug. 

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Das Portal des heutigen Maximilianmuseums (Fuggerplatz 1) stammt aus dem 18. Jahrhundert.
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Das Portal sitzt in einem Rahmen des 16. Jahrhunderts.

In einem der Nachbarhäuser (Philippine-Welser-Straße 20) prangt über dem Portal eine Kartusche mit der alten Hausnummer D 281. Ich spanne Euch noch etwas auf die Folter, was es mit den seltsamen Nummern auf sich hat und verrate es erst ein andermal. Besonders schön ist an diesem Sternportal die mittlere, blütenbesetzte Schlagleiste. 

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Die Kartusche von dem Haus Nr. 20 ist mit der alten Hausnummer D 281 geprägt.
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Hier sieht man von weitem die mittlere, blütenbesetzte Schlagleiste.

Nur die Portalrahmung (1495) blieb beim Gebäude Nr. 16 erhalten, dafür ist sie besonders spektakulär: Zierliche Sandsteinrippen fassen ein Wappen, das von zwei Löwen getragen wird. Die Lilien in Gold und Blau zeigen es, hier wohnten die Fugger, die berühmte Goldene Schreibstube Jakobs lag in diesem 1944 zerstörten Bau. Wie die Türflügel aussahen, darüber können wir nur spekulieren. Dass die aktuellen Glastüren arg ‚schlicht’ sind, wissen wir hingegen. 

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Nur die Portalrahmung (1495) blieb beim Gebäude Nr. 16 erhalten.
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Zierliche Sandsteinrippen fassen ein Wappen, das von zwei Löwen getragen wird.

Gehen wir auf die andere Straßenseite zu dem schönen Wohnhaus Nr. 13, in dem einst die Familie de Crignis lebte. Die Fassade mit dem mittleren, tempelartigen Dreiecksgiebel ist bezaubernd. Das Portal ist von ionischen Säulen gerahmt. Werft einen Blick über den Bogen, wo kleine Drachen als ‚Türsteher’ zum Einsatz kommen. Anders als die bisher genannten Portalflügel weisen diejenigen am De-Crignis-Haus keine Sternstruktur auf, sondern sind kassettiert. Auch das Oberlichtgitter weist klare Formen auf. 

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Das Portal von dem schönen Wohnhaus Nr. 13 ist von ionischen Säulen gerahmt.
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Die Fassade vom Gebäude Nr 13 ist mit seinem mittleren, tempelartigen Dreiecksgiebel bezaubernd.

Leider sind die kleinen aber feinen Details an den Gebäuden Augsburgs nicht leicht zu finden, werden überdeckt oder noch schlimmer, von neuen modernen Gebäuden niedergetrampelt und sind somit für immer verloren – und mit Ihnen ein Teil unserer Geschichte.

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