Wir lieben Augsburg und würden unserer wunderbaren Fuggerstadt auch niemals in den Rücken fallen, doch auch die größten Augsburgliebhaber_innen brauchen einmal eine kleine Abwechslung. Zum Glück liegen im Umfeld Augsburgs einige malerische kleine Städte, die es Wert sind gesehen zu werden. Wir haben sechs besonders idyllische davon raus gepickt und euch bereits die malerische Lechstadt in unserem ersten Teil und die hübsche Donaustadt im zweiten Teil vorgestellt. Heute geht unser Abenteuer in`s Donau-Ries-Herz nach Nördlingen! Also Scheuklappen aufmachen und lasst euren Horizont erweitern…los geht’s!
Nördlingen ist so etwas wie die Antwort Schwabens auf das fränkische Rothenburg ob der Tauber: Nicht ganz so niedlich, nicht ganz so exponiert gelegen, aber doch ein mittelalterlicher Traum. Die Nase vorn hat Nördlingen eindeutig, was seine ab 1327 entstandene äußere Stadtmauer betrifft: Diese führt in einem fast perfekten Oval und die Stadt herum, ist mit Türmen, Toren, Wehrgang und Graben erhalten und kann auf voller Länge begangen werden – nimm das, Rothenburg! 😉
Die Stadt, die sie einschließt, geht auf die Antike zurück, entwickelte sich im Mittelalter zur Reichsstadt, das heißt, sie war von keinem Herrscher außer dem Kaiser abhängig. Nördlingen war im 14. Jahrhundert, man glaubt es kaum, eine der wichtigsten Messeplätze im deutschsprachigen Raum. Der politische und wirtschaftliche Niedergang nach dem 30-jährigen Krieg konservierte das mittelalterliche Stadtbild, das bisweilen wirklich einem Märchenbuch entsprungen zu sein scheint.
Entschuldigt, Leute, aber ich muss wieder eine Kirche ins Spiel bringen, nämlich die grandiose Stadtpfarrkirche St. Georg(Marktplatz 10), eine 90 Meter lange lichtdurchflutete Halle mit gotischer Ausstattung. Vom knapp 90 Meter hohen Turm, dem ‚Daniel‘ aus, könnt ihr über den ebenfalls fast perfekt ovalen Rieskrater schauen, der durch einen Meteroiteneinschlag entstanden ist. Gleich neben der Kirche steht das malerische Rathaus, schönster Teil ist die Außentreppe von 1618. Unter der Treppe lag das Narrenhäuslein, eine Art Gefängnis, zu erkennen noch am Relief eines Narren an der Treppe.
Am Marktplatz sieht das Brot- und Tanzhaus (Nr. 15) ziemlich gut aus, hier wurden zur Messezeit auch Gewänder verkauft. Über die vom Marktplatz nach Norden führende Baldinger Straße ist das ehemalige Heilig-Geist-Spital(Vordere Gerbergasse 1, 15-16 Jh.) erreichbar, in dem das Stadtmuseum mit einer besonders reichen Sammlung untergebracht ist. Dahinter liegt auch das Rieskratermuseum(Euegene-Schoemaker-Platz 1). Und wenn ihr euch in den Museen sattgesehen habt, lohnt es, die Eger entlang durch das Gerberviertel mit seinen krummen Häusern zu spazieren und von dort vielleicht bis ganz in den Süden der Altstadt: Denn in der Langen Gasse 19 könnt ihr Euch die ‚Seelhäuser‘ anschauen, eine im 15. Jahrhundert entstandene Armensiedlung.
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. (Johann Wolfgang von Goethe)