Die top 5 Augsburger Stadtplätze Eine Zeitreise zu fünf Augsburger Plätzen

Meistens ist es doch so: Wenn man eine fremde Stadt besucht, schaut man als Touri viel genauer hin. Dabei verdient auch Augsburg von uns alten Einheimischen angeschaut zu werden. Am besten geht das auf den öffentlichen Plätzen, denn die sind einmal dazu da gewesen, natürlich um zu gucken, auf den Markt zu gehen, ein Fest zu besuchen oder einfach zu verweilen. Wäre die Stadt ein Haus, dann wären die Straßen die Korridore und die Plätze die Zimmer. Schauen wir uns also fünf Augsburg `Freiluftzimmer‘ an.

RATHAUSPLATZ – Das Zentrum Augsburgs

Dies ist der Saal im ‚Haus Augsburg‘. Um keinen Augsburger Platz haben sich vermutlich so viele Personen Gedanken gemacht, wie um den Rathausplatz. Schon die zahlreichen Namen, die er hatte, lassen darauf schließen: Perlachplatz, Eiermarkt, Ludwigsplatz und erst seit 1972 Rathausplatz. Aber hey – warum kam man erst so spät darauf, den Platz nach dem allgegenwärtigen Rathaus zu benennen? Nun ja, früher stand das Rathaus gar nicht direkt am Platz. Dort, wo heute der Freiraum ist, erhoben sich mehrere Gebäude, Bürgerhäuser und seit dem späten Mittelalter Börsen- und Musiksäle in denen sich die Augsburger High-Society traf.

Der damals dreieckige Platz lag vor dem Perlachturm und in seiner Mitte schien der Brunnen den Freiraum fast zu „sprengen‘“. 1944 wurden alle Gebäude am Platz schwer beschädigt oder ganz zerstört. Rathaus und Perlach baute man bald wieder auf, aber dann gingen die Diskussionen los: Wie sollte nun der Platz aussehen? So ähnlich wie vorher oder ganz anders? 55.000 Personen stimmten dafür, den Platz frei zu lassen und so kam es auch. So verdanken wir genau diesen Menschen, dass wir heutzutage im Sommer direkt auf dem Platz sitzen können und im Winter unseren heißgeliebten Christkindlesmarkt besuchen können.

ELIAS-HOLL-PLATZ – Der Altstadt-Platz

Auch bei der Entstehung des Platzes hinter dem Rathaus sprach die Bevölkerung ein Wörtlein mit, was damals durchaus unüblich war: 1882 befand der Stadtrat nämlich, dass der so genannte Eisenhof hinter dem Rathaus erneuert werden sollte. Hier befanden sich u.a. das Gefängnis – also die „Eisen“ (von Ketten) und das Stadtarchiv. Die alten Gebäude wurden abgebrochen, an ihre Stelle sollte ein Verwaltungsbau treten. Die Bürgerschaft war jedoch mit einer Eingabe bei Ihrer Majestät dem König, Ludwig II. höchst selbst, erfolgreich und der Platz blieb frei. So richtig Gedanken scheint man sich aber über die Nutzung nicht gemacht zu haben: Zunächst befand sich hier ein Garten, später lag hier tatsächlich ein Spielplatz. Heute sieht alles sehr ordentlich aus: Jedes Bäumlein und jedes Bänklein hat sein Plätzchen und die architektonische Kulisse ist ausgesprochen schön.

WEINMARKT – Die heutige Maxstraße

Der Weinmarkt, wo soll der denn sein? Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, ihr habt keinen kulinarischen Hotspot Augsburgs verpasst. Der Weinmarkt, früher Augsburgs berühmtester Platz, ist verschwunden: Er lag ungefähr zwischen dem Herkules- und dem Merkurbrunnen. Auf der heutigen Straße standen im Mittelalter zwei Bauwerke: Das Tanzhaus bei St. Moritz und das Weinsiegelhaus etwa auf Höhe der Heilig-Grab-Gasse. Der Weinmarkt war der zentrale `Festsaal‘ Augsburgs und muss an die Piazza delle Erbe in Verona erinnert haben. Hier fanden zum Beispiel Pferderennen statt wie heute noch in Siena.

Tanzhaus und Siegelhaus wurden eines nach dem anderen abgebrochen und der Weinmarkt sah nun eher wie eine Straße aus – die heutige Maximilianstraße mit ihrem weiten Blick (Prospekt) auf St. Ulrich und Afra bzw. auf Rathaus und Perlachturm. Statt die Straße etwas aufzuhübschen und die geplante Promenade erblühen zu lassen, wurde sie bald für Militäraufmärsche verwendet.

KÖNIGSPLATZ – Der zentrale Knotenpunkt Augsburgs

Augsburgs größter Platz sieht gar nicht so königlich aus. Wäre er ein Zimmer, dann vielleicht eine leicht chaotische Diele in einer ziemlich großen WG. Die wenigsten wissen auch, dass der Platz nach dem „Märchenkini“ Ludwig II. benannt ist, unter dessen Regentschaft er angelegt wurde. Als ab 1903 Durchbruch der Bürgermeister-Fischer-Straße zum Moritzplatz realisiert wurde, entwickelte sich der ‚Kö‘ zum Verkehrsknoten.

Das sah zunächst recht putzig aus: Etwa dort, wo heute das Brunnenmädchen von Giacomo Manzù steht, erhob sich ein Rundbau ,im Volksmund ‚Pilz‘ genannt. Hier liefen alle Tramlinien zusammen, hier war unter der Uhr der Treffpunkt Augsburgs.

Diese Infrastruktur konnte aber die Verkehrsströme bald nicht mehr fassen, bei Umbauten des Platzes in den 1970er Jahren sowie zwischen 2011 und 2013 wurde der Idylle ziemlich der Gar ausgemacht; statt Park gibt es doch ziemlich viel Steinwüste. Über 100.000 Personen frequentieren pro Tag den Platz.

HELMUT-HALLER-PLATZ – Das Oberhauser Zentrum

Augsburg hat zwei Bahnhofsplätze, den vor dem Hauptbahnhof, der gerade eine riesige Baustelle ist, und den vor dem Oberhauser Bahnhof. 1844 schon wurde das Industriedorf‘ Oberhausen an das Zugnetz angeschlossen. 1931-32 schließlich brach man den bis dahin etwas mikrig ausgefallenen Bahnhof ab und ersetzte ihn durch ein größeres Gebäude im Stil des Neuen Bauens‘, das heute noch steht. Der Platz davor wurde in den 1930er Jahren ebenfalls neu angelegt und seitdem mehrfach umgestaltet. Das sieht man an Generationen von Stadtmöbeln wie teils abmontierten Bänken oder Lampen, Schildern, Wartehäuschen usw.

Der Platz, der seit 2018 nach dem legendären Augsburger Fußballer Helmut Haller benannt ist, war als Bahnhofsplatz immer sehr lebendig; hier im ‚Arbeiterstadtteil‘ fanden Maikundgebungen statt, 1966 dazu eine große Anti-Vietnam-Demo; heute taucht der Ort häufig mit Negativschlagzeilen in der Presse auf. Deshalb soll er in nächster Zeit ein weiteres Mal umgestaltet werden.