Kunst in der Mittagspause II Zwerge im Hofgarten Augsburg

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Der Hofgarten – einer der Lieblingsplätze der Augsburger/innen. Im Gegensatz zu anderen Hofgärten, etwa dem in München oder in Würzburg ist die Augsburger Version tatsächlich ein Garten, so überschaubar liegt die kleine Grünfläche zwischen den Häusern im Domviertel. Mauern und ein Gitter fassen das Grün ein. Doch trotz der „Größe“ oder lieber gesagt „Kleine“ des Gartens, ist es „die“ Oase der Ruhe inmitten der historischen Altstadt und damit „der“ Geheimtipp schlechthin. An schönen Frühlingstagen kann man es sich mittags auf einer der Bänke gemütlich machen und so richtig die Seele baumeln lassen. 

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Einst Teil der Bischöflichen Residenz, ist der Hofgarten heute einer der Lieblingsorte der Augsburger. Der Hofgarten ist zwischen April und Oktober, von 08:00 bis 21:00 Uhr, zugänglich.

Warum heißt der Garten eigentlich „Hofgarten“?

Der begriff „Hof“ stand früher nicht für eine betonierte Fläche beim Haus wie heute, sondern auch für adelige Familien mit ihren Angestellten, den „Höflingen“. Die Zeiten früher waren kompliziert: Man musste sich „bei Hof“ an einen strengen Verhaltenscodex halten. Baldassare Castiglione (1478-1529) hatte solche Regeln niedergeschrieben und das Werk „Das Buch des Hofmanns“ (Il libro del Cortigiano) genannt. Anstrengen sollte man sich, humorvoll sein und gewandt im Umgang mit den Damen aber auch gebildet in den Künsten. Aha. Genau das versuchen wir ja schon, in dem wir uns in der Mittagspause an schönen Orten niederlassen! Spielen wir also den Hofmann oder auch die Hofdame.

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Wo gab es in Augsburg einen Adelshof?

Wenn man in den Hofgarten will, muss man an den Gebäuden des Bezirks Schwaben vorbei. Früher gehörten sie dem Bischof von Augsburg. Ein Bischof aber war damals nicht nur für Gottesdienste, hohe kirchliche Feste oder Seelsorge zuständig. Er war auch Politiker und trieb zum Beispiel Steuern ein. Der Bischof war also adelig und hieß deshalb „Fürst-Bischof“.

In Augsburg aber war die Sache recht kompliziert: Die Bürger wollten sich im Mittelalter nicht mehr vom Bischof in die Politik hineinreden lassen. Weil die Augsburgerinnen und Augsburger „frech“ wurden, zog sich der Bischof also nach Dillingen (welchen besseren Ort könnte man sich vorstellen?) zurück und baute dort ein Schloss, in dem er nun „eigentlich“ wohnte. Weil aber in Augsburg ja noch der Dom stand, hatte er dort ein zweites Schloss, die Fürstbischöfliche Residenz. Diese wurde 1806 verstaatlicht und danach zur Regierung von Schwaben. Zur Fürstbischöflichen Residenz gehörte der Hofgarten. Es war der Garten des Bischofs und wurde 1740 von Johann Caspar Bagnato angelegt. 

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Was stellt der vorbildliche „Deutsche“ sich in seinen Garten?

Zwerge, werden nicht wenige sagen. Und tatsächlich stehen auch im Hofgarten welche. Sie sind schon fast 300 Jahre alt und recht groß gegenüber ihren jüngeren Verwandten aus Plastik in vorstädtischen Kiesvorgärten. Sie sehen aus anders aus als die hilfreichen und frechen „sieben Zwerge“. Ursprünglich standen die Zwerge vermutlich gar nicht hier, sondern in Marktoberdorf. Dort hatte der Bischof ein Sommerschloss (Fürst sein war schon anstrengend…) mit einem Park. Zeitweilig waren die Zwerge im Wittelsbacher Park präsentiert. 1963 wurde dann der Hofgarten als öffentlicher „Volksgarten“ umgestaltet und die Zwerge bekamen ihren jetzigen Standort.

Die „Hofzwerge“

Wir mögen die barocken Zwerge drollig finden. Das Motiv wirft aber eigentlich kein so gutes Licht auf die Adelshöfe. Denn zum Hofstaat gehörten häufig Kleinwüchsige, die „Hofzwerge“.

Fürsten sammelten damals in Kabinetten alle möglichen Raritäten und die „Hofzwerge“ wurden als menschliche Kuriosa dem Kabinett zugeordnet und hemmungslos beglotzt bzw. der Lächerlichkeit preisgegeben. 1616 hatte der Grafiker Jacques Callot solche Zwerge unter dem Titel „Les Gobbi“ publiziert. 1707 folgte ein Augsburger „Plagiat“ mit dem Titel: „Aus Il Calloto resusciato oder neu eingerichtetes Zwerchen-Cabinett“. Hier wurden Menschentypen karikiert: Der „Batavische Bootsknecht Dan Hagel“ zum Beispiel, der „Schwäbische Advokat Dr. Lucas Hirn“, der „unwürdige Waldbruder Gursalkawitz“, die „Braut Marglwolkenthauserin von Zillesberg“ oder der „Prager Primas Nathan Hirsch“. Sie finden sich als Figuren im Hofgarten wieder.

Solche barocken „Gartenzwerge“ gibt es nicht nur in Augsburg sondern auch in anderen Gärten. Am berühmtesten dürfte der „Zwerglgarten“ im Park des Salzburger Schlosses Mirabell sein.

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Haben wir ein Glück! Einfach mal dankbar sein

Vielleicht ist es also doch gut, heute zu leben, im Hofgarten sitzen zu dürfen, dem plätschernden Brunnen zuzuhören und sich ein Buch aus dem öffentlichen Regal nehmen zu können? Wer weiß, vielleicht steht ja Castigliones „Hofmann“ darin.